murmel
- Ronald

- 12. Dez. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai

Die Spannung stieg ins Unermessliche, alleine schon deshalb, weil soviel Enigmatisches auf uns zu warten schien. Wir mischten uns in den fabelhaften Strom der Nachtschwärmer und ließen uns durch den Regen treiben. „Wir“ waren mein Sohn und ich. Die Tageszeit, die unseren Start markiert hatte, war so ungewöhnlich, dass dieser Umstand alleine schon für viel Staunen sorgte, denn wir führten normalerweise schon längst ein sich magisch in die Länge ziehendes Gespräch über die unbedingte Notwendigkeit sich schlafen zu legen. „Also es startet wirklich erst um 21:30h?“ Diese Frage wiederholte er ungläubig einige Male. Wir waren also auf dem Weg zu unserem ersten gemeinsamen Konzert. Jochen Distelmeyer hatte sich in die "Rote Bar" verirrt. Er lud ein, das Singing Songwriting hoch leben zu lassen, und wir hatten beschlossen ihn dabei zu unterstützen. Eigene Songs sowie Covers sollte es laut Programm zu hören geben. Sänger, Gitarre, fertig! Der möglicherweise aufkeimenden Langeweile war ich absolut bereit mit einer außergewöhnlichen Menge "Cola" entgegenzutreten. Eh klar, es kam anders als ich dachte! Die Location war zauberhaft und die Zeit verging im Flug!

An dieser Stelle folgt meist eine umfangreiche und detaillierte Konzertbeschreibung. Diese werde ich hier nicht abliefern oder gar ins Anekdotische abgleiten. Vielmehr würde ich euch gerne davon berichten, was nach diesem Abend geschah. Mein Sohn war der jüngste Zuhörer. Die anfängliche Unsicherheit ob dieses Umstandes wich schnell einem gewissen Stolz und so war es leicht in seinen „cool“ Modus zu wechseln. Abgesehen von einigen für ihn sicherlich merkwürdigen Verhaltensmustern so mancher Erwachsener, die sicher Fragen aufwarfen oder zumindest eine gewisse Verwunderung bei ihm auslösten, war der Abend ein mega Erfolg. Nicht zuletzt wegen einer gewissen Menge Cola, die auch ohne Langeweile nicht fehlen sollte.
Jedenfalls kommt hier die Magie ins Spiel, um die es eigentlich in diesem Text gehen soll. Eine wunderbare Kraft, die entsteht wenn die feinen Fäden der Musik den Raum erfüllen. Unbemerkt schleichen und kriechen diese Wellen durch unsere Zwischenräume und Fasern. Sie finden den Weg direkt in unser Herz und unsere Seele. Dabei balancieren sie im Rhythmus unser Ungleichgewicht wieder aus und zurren schwer gewordene Gewichte zurück an die richtige Stelle. Wir finden wieder zu unserer sogenannten Mitte. Dieses schwer greifbare Wesen treibt unbemerkt tiefe Wurzeln in unseren Lebenskern und löst die starre und oftmals kühle Realität in ein flirrendes Zerrbild davon auf. Kurz gesagt, es ist einfach ein geiles Gefühl!
Mein Sohn ist schon am nächsten Tag durch die Blumfeld- und Soloalben von Jochen gewuselt, hat sich mit den Texten beschäftigt und Songtitel hinterfragt. Wir diskutierten die Wirkkraft und Notwendigkeit von Poesie in der Musik und die verschiedenen Sounds der Instrumente. Ein paar Tage später haben wir unser erstes Beatles Cover aufgenommen und selber instrumentiert. Es war, als wäre etwas aufgegangen, eine Türe in ein riesiges Areal. Der Schlüssel oder vielleicht die Initialzündung diesen Ort zu betreten, war unscheinbar und elegant gewandet. Das ist die Kraft der Musik. Wenn man sie nutzt, eröffnen sich einem unglaubliche Möglichkeiten. Und ewig gilt: Nach einem guten Konzert geht man als anderer Mensch nach Hause!

Jeder sollte zumindest einmal in seinem Leben in einem Chor, Ensemble oder einfach nur gemeinsam gesungen haben. Das Gefühl, einen Klang entstehen zu lassen, der den Raum erfüllt ist unbeschreiblich. Die Erkenntnis mit einem Ohr bei sich zu sein und mit dem anderen seiner Umwelt zu lauschen ist sehr eindrucksvoll und nachhaltig. Am Ausgang saß dann ein Typ, der wegen der Zugluft um seine Jacke bat. „Hey, Papa da sitzt der Bro, der gerade gesungen hat!“ Wir holten uns eine Platte und Jochen signierte sie. Die erste Platte! Dann plauderten wir ein bisschen. Keine Hubschrauber, keine Mega Show, kein Feuerwerk und kein Medienrummel. Einfach ein Typ, der es liebt Mukke zu machen - ziemlich ansteckend! Und obwohl ich schon so lange Musik mache, habe ich immer noch nicht verstanden, wie das genau funktioniert. Irgendwie ist es eben Magie! No Bullshit!


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