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es ist ein Ros´ entsprungen.

  • Autorenbild: Ronald
    Ronald
  • 1. Feb.
  • 10 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai


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Eine Ohrfeige, so weit denke ich, haben wir uns geeinigt, ist nie eine gute Sache. Wenn nun ein Dirigent eine solche während einer Pause austeilt, ist das ein unentschuldbarer Übergriff und Machtmissbrauch. Blöd nur, dass es sich um einen Dirigenten handelt, dessen Einfluss in der Musikwelt nachhaltiger kaum sein könnte.


Wir reisen in die Vergangenheit. Um genau zu sein in die frühen 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wir befinden uns im Schlafsaaltrakt des Stiftes Altenburg in Niederösterreich. Dieser Gebäudeteil hatte mehrere Besonderheiten. Eine überlebenswichtige war seine Ausdehnung. Sofern schnell genug, konnte man zwischen sich und seinen Verfolgern auf dieser langen Geraden gerade genug Abstand herausrennen, um in einer der Toiletten am anderen Ende Schutz zu suchen. Jetzt musste man sämtliche, gegen die unüberwindliche Türe polternden Drohungen einfach nur aussitzen. Es ist wohl um die 35 Jahre her, dass ich wieder einmal in einem dieser „Schutzräume“ verharrte und auf eine rasch verfliegende Geduld meiner Verfolger hoffte. Es gab noch eine zweite positiv hervorzuhebende Eigenheit. Die Schlafräume der „Älteren“ waren gleich ums Eck. Wenn man in diesem Milieu einen guten Stand hatte, passierte es schon mal, dass einer der Altvorderen das Problem für einen löste. Darauf durfte ich an diesem Tag auch hoffen, denn es war laute klassische Musik aus einem der Oberstufenschlafräume zu hören.


Meine Hoffnung wurde schnell erfüllt. „Verschwind, oder i schweu di! Dieser Satz signalisierte, dass mein Gegner aufzugeben hatte und ich bald wieder frei sein würde. Zumindest solange ich mich in der Sphäre des Schutzes aufhielt. Um nicht gleich wieder in die Fänge des wohl irgendwo in einem der tausend Verstecke wartenden Jägers zu laufen, beschloss ich, mich der Gruppe „iuvenes“ anzuschließen.


Allesamt standen sie staunend um den absolut legitimen Nachfolger eines Ghettoblasters, ausgestattet mit ultramodernem CD-Laufwerk. Ein kaum beschreibbar hässliches Gebilde, das zusätzlich noch mit sinnlosen Lichteffekten glänzte. Zu hören gab es das „Magnificat“ von Johann Sebastian Bach. Es war eine Aufnahme aus dem Jahr 1985. Eine Fassung in strahlendem D-Dur ballerte aus den überforderten Boxen dieser Plastikgrauslichkeit. Selbst aufgestiegen ins Nirwana würde ich diese seltsame stilistische Melange niemals vergessen können. Ich schloss mich der Gruppe an und hörte zu. Weder hatte ich so etwas jemals gehört noch konnte ich fassen, dass diese Menschen, die da sangen, auch ein Chor waren wie wir. Das fetzende Blech, die unglaubliche Brillanz der Sänger und das wagemutige Tempo, gepaart mit dieser leidenschaftlichen Dynamik, sind für mich bis heute unerreicht. Ich verstand kein Wort, der Text war ja auf Latein. Dann bleiben wir beim „Fecit potentiam“ hängen. Immer wieder wird neu gestartet. „Okay, das klingt geil, gleich nochmal." Der Tenor klang, als wäre er eine einzelne Stimme. Die Pauken verwandelten sich in einen Amboss und die Trompeten machten sich daran, etwaige offene Fragen, wer hier gerade dabei war, seine Macht zu zeigen, endgültig zu klären. Gäbe es letzte Zweifel in den Herzen, galt es, diese in strahlendes Licht zu führen und für immer zu zerstreuen. Ich möchte an diesem Punkt erwähnen, dass natürlich andere Musik der damaligen Zeit ebenfalls für solche Begeisterung sorgen konnte. Nirvana zum Beispiel machte sich gerade daran, Seattle als Musikhauptstadt zu etablieren, und Axel Rose hatte die kurzen Leggings salonfähig gemacht. Dies nur der Vollständigkeit halber, um ja kein falsches Bild zu zeichnen.


Fünfunddreißig Jahre später also teilt gerade der Dirigent, der bis dato mein musikalisches Leben bedeutend mitgeprägt hat, eine „Watschn“ aus und kommt ein Jahr später mit einem Weihnachtsprogramm nach Wien. WTF? Über seine Katharsis und den zumindest sehr offenen und schuldbewussten Umgang mit seinem Fehlverhalten werde ich am Ende noch ein paar Worte verlieren, keine Sorge. Ich zögerte ehrlich gesagt nicht wirklich lange, als mir Sir John Eliot Gardiners mindestens größter Fan offeriert hatte, gemeinsam zu diesem Konzert zu gehen. Hier muss dringend erwähnt sein, dass wir in unserem studentischen Leben kaum ein Konzert ausließen und jede Aufnahme auswendig kannten. Unsere Kontakte zum leider geschlossenen Virgin Megastore in der Mariahilfer Straße kamen uns da gerade recht.


Zusätzlich befand ich, wohl erfüllt von weihnachtlicher Sentimentalität, dass dies die perfekte Möglichkeit zu sein schien, dies mit meinem Sohn gemeinsam zu erleben. Natürlich hatte ich eine besonders unrealistische Vorstellung von diesem Konzertabend, der ja im Geiste meiner Jugend stand, die ich also in „geklonter“ Form dorthin schleppen würde. Ich entschied mich, wohl auch um etwaig Epiphanisches nicht zu unterminieren, kein wertendes Wort über das wunderbare Programm, das uns erwarten würde, zu verlieren. Natürlich fragte und löcherte man mich, jedoch hielt ich mich eisern an meine eigene Richtlinie. Langsam machte sich bei ihm jedoch eine gewisse Form des Unbehagens breit, da er natürlicherweise davon ausgehen musste, in einer faden Umgebung, unter faden Menschen, fade Musik serviert zu bekommen. Zusätzlich war ihm nicht entgangen, dass ein klassisches Konzert durchaus eine Menge Zeit beanspruchen konnte. Man saß ja eng nebeneinander und die Fluchtmöglichkeiten waren dadurch natürlich stark begrenzt. Diese Angst nicht gänzlich genommen, jedoch zumindest erträglich gemindert, dürfte die Idee bewirkt haben, vor dem Konzert ein typisches Wiener Beisl zu besuchen, um für ausreichend leibliches Wohl zu sorgen.


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Nach dem Studium der Speisekarte auf der Website und der Tatsache, dass wir, was unsere Ernährung betraf, eher vegetarisch unterwegs waren, war mir auch in diesem Punkt klar, dass es zu Schwierigkeiten kommen könnte. Kurz gesagt: Allerlei Innereien- und Knochengerichte waren unsere Sache nicht. Bratwurscht, es würde ein toller Abend werden. Gut, wir waren definitiv im falschen Lokal. Die Karte strotzte vor klassischen Wiener Fleischgerichten. Nur den Anschein zu erwecken, seine Ernährungsgewohnheiten hätten entfernt irgendwas mit „V“ am Anfang zu tun, würde in einem epischen Rausschmiss enden. Ringsum taten sich offenkundig große Liebhaber dieser Küche gütlich an diesen für uns befremdlichen Speisen. Mir wurde jedoch von allen Mutigen unserer Gruppe versichert, dass all die servierten Gerichte – alleine so mancher Name klang schon schwer erträglich – ausgezeichnet geschmeckt hatten.


 





Ja, der große Saal des Wiener Konzerthauses ist einfach beeindruckend. So auch unsere Plätze. Wir saßen quasi neben den Musikern. Mein lieber Freund hatte mir diese Karten zum Geschenk gemacht und keine Mühen gescheut, und ich hatte dies erst im letzten Moment bemerkt. Die Überraschung war also gelungen.


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Erster Eindruck: Wir sind alle gealtert, der Dirigent am meisten. Ich versuchte mir vorzustellen, wie dieser alte Mann einem anderen eine Ohrfeige verpasst und was zu dieser ausufernden Gewalthandlung geführt haben könnte. Da ging es schon los. „Schwingt freudig euch empor“ BWV 36. Die Kantate wurde am 2. Dezember 1731 in Leipzig zum 1. Adventssonntag uraufgeführt. Mein Sohn wandte sich zu mir, um mir eine erste Erkenntnis mitzuteilen: „Voll arg, dass man hier alles hört ohne Mikrofone.“ Ich nickte bejahend und verbuchte diese Feststellung als kleinen ersten Erfolg. Dann, wenige Minuten später, folgte eine zweite mitteilenswerte Beobachtung. Ihm war Michael Niesemann aufgefallen. Ein wunderbarer Oboist, der ganzkörperlich in der Musik aufging. Es war eine wahre Freude, ihm zuzuhören und zuzusehen. Alles wird plastisch in so einem Konzert. Das Abstrakte nimmt hier Form an, weil man Menschen sieht, wie sie über unsere Vorstellung hinaus die unglaubliche Leistung erbringen, unser Herz zu rühren.


Das obligatorische Wetzen und Scharren setzte zu meiner Verwunderung erst kurz vor der Pause ein. Eigentlich habe ich früher damit gerechnet. Höflich und bedacht, mich in meiner überschwänglich kundgetanen Begeisterung ob dieser wunderbaren Musik nicht enttäuschen zu wollen, fragte er: „Sag mal, wie lange dauert denn so ein Konzert normalerweise?" Ich grinste ihn an, er tat es mir gleich und schließlich bot ich ihm an zu gehen. Mir zu liebe tat er dann so, als wäre alles bestens. Ein Megagewusel um kleine Brötchen und Sekt später schallte ein Ton durch die Gänge und ermahnte alle unüberhörbar, langsam ihre Plätze aufzusuchen. Gut, die Chance zur Flucht war dahin und wir saßen wieder auf unseren Plätzen. Der zweite Teil folgte.


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Ich erwähne hier Neil Brough, weil ich selten ein solch fein geführtes Trompetenspiel gehört habe. Okay, der hat einiges geübt in seinem Leben. So einen weichen Ton aus einer Barocktrompete zu zaubern, macht sprachlos. Mein Sohn hat das sofort erkannt, ihn mit großen offenen Augen beobachtet und mir dann einen wohlwollenden Blick geschenkt. Zack, da war er, der nächste gute Moment. Die Freude, die ich dabei hatte, war keine eigennützige, nein, ganz sicher nicht, vielmehr war es die offenkundige Erkenntnis, dass Musik keine Selbstverständlichkeit war. Musik ist nicht wie Luft, die einfach da ist, sie ist allerdings in der Luft enthalten, unsichtbar und fordert etwas von uns, ehe sie sich uns offenbart. Ganz sicher klingt das abgedroschen und der Kitsch ist nicht zu leugnen. Wahr ist es dennoch. Man muss die Musik der Natur entnehmen. Das geht nicht von alleine. Bach bot uns abschließend die Möglichkeit, mit der Kantate „Unser Mund sei voll Lachens“ BWV 110 zu üben.


Im Gedanken versunken und mich immer wieder fragend, warum dieser alte Mann eine Ohrfeige austeilen musste, rauschte das Schnalzen des Applauses und holte mich mit einem Mal zurück. Nicht enden wollend bot er genug Zeit, ausschweifend in sich hinein zu hören. Wie müsste ich mir solch eine Situation vorstellen? Ein Konzert wie dieses, ein Moment, ein falsches Wort, eine unbedachte Aussage. In meinem Kopf entstand ein Bild, wie dieser Mensch seine Hand erhob, und ich stellte mir die Gesichter und Reaktionen der anderen vor, die sowas wohl nicht erwarten durften. Dann wurde es langsam leiser und er setzte mit angenehmer Stimme an und wünschte uns allen eine frohe Weihnacht. Er habe noch ein kleines Geschenk mitgebracht. „Ein Geschenk?“ „Wie nett.“


Was jetzt folgte, würde ich als einen der schönsten und beeindruckendsten Momente bezeichnen, die ich je bei einem Konzert erleben durfte. Wie als könnte man alle Facetten des Lichts zum Klingen bringen. So klar und gläsern war der Einsatz, den dieser Chor in Vollendung hinzuzaubern vermochte. Dies war nur möglich, wenn man seine Stimme beherrschte und nicht bei sich aufhörte. Dies erforderte ein unglaubliches Maß an Offenheit den anderen Sängern und Sängerinnen gegenüber. „Es ist ein Ros´ entsprungen.“ Mir, und ich bin mir sicher, anderen ging es ähnlich, blieb der Atem stehen. Ich habe dieses Lied im Chorsatz von Praetorius zigmal gesungen. Aber so noch nie gehört. Und plötzlich war ich wieder im Schlafsaal, das Gefühl, mit Kindersinnen etwas aufzusaugen, hatte sich eingestellt. Staunend und fest davon überzeugt, die feinen Elemente der uns umgebenden Magie in Bewegung setzen zu können, alleine durch meine Gedankenkraft. „Weinst du?", fragte mein Sohn. „Ja!, war meine Antwort. „Warum?“, die logisch nächste Frage. „Weil ich froh bin, dass Du das auch hörst!“ Zwei Sängerinnen im Chor hatten sichtbar nicht mal versucht, den Kampf gegen die Tränen auszutragen, was eigenartig rührend und verbindend war. Dieser mächtige Saal und all die Menschen darin verharrten still und diese einfache und darum so geniale Melodie verfugte alles zu einem perfekten Augenblick.


An diesem Abend offenbarte sich irgendwie auch das Menschliche. Der Wunsch nach Erkenntnis, nach Gerechtigkeit und einer Bestimmung. Das Konzertprogramm war natürlich ein kirchenmusikalisches, somit war diese Verquickung nur naheliegend. Der spezielle Pathos ist mit dieser Musik untrennbar verwoben und lässt sich nicht einmal vom willensstärksten Agnostiker herauslösen.  Das Lied „Es ist ein Ros’ entsprungen“ in diesem vierstimmigen Satz ist 416 Jahre alt. Es geht auf ein noch älteres Kirchenlied zurück. Seit so vielen Jahren singen und spielen Menschen also ein Stück, das den Gedanken und Gefühlen eines Einzelnen entsprungen ist. Lange nach dem Moment der Entstehung rührt uns diese Schöpfung immer noch. Der Keim, der Ursprung ist von solch epochalem Nachhall und definiert sich in hunderten Stunden des Übens, des Scheiterns und des Überwindens. Er offenbart sich im Miteinander und im Füreinander. Wo hingegen man ihn nicht findet, ist auf irgendeinem Server im Silicon Valley.  Er zeigt sich nicht in einem Algorithmus, einem Modell und einem noch so komplexen künstlichen neuronalen Netz. Wieso eigentlich nicht?


Wie leicht wir doch zu begeistern sind. Die mathematischen Grundlagen für all diesen vergoldeten Bullshit haben Menschen geschaffen, die im ewigen Geiste der Wissenschaft Sinnerfüllendes entwickeln wollten. Die uns bevorstehende Zeitspanne ist aber schon zu Ende gedacht, dieses Finale wird eine Enttäuschung sein, wir werden Abbilder von uns geschaffen haben, die uns vor Augen führen, wie sehr wir uns entfernt haben von einem nachhaltigen Umgang mit uns selber. Vereinfacht dargestellt hilft uns die Technik, „Billy-Regale“ zu bauen. Immer schneller immer bessere Regale, die immer gleicher aussehen. Die tiefen Schneisen in den Wäldern und die vollen Lagerhäuser mit noch immer mehr Regalen kümmern uns immer weniger. Die Hauptsache ist der Beweis, dass wir es schaffen, diese ganzen Prozesse exakter und effizienter zu bewerkstelligen. Irgendwann haben wir dann vergessen, wieso wir das überhaupt machen. Die Maschinen werden immer monströser und wir stehen staunend und stolz davor. Das ist kein wirklicher Fortschritt. Wahrer Fortschritt nämlich ist kein Selbstzweck. Nein, er entspringt einer Notwendigkeit. Diese Notwendigkeit kann durchaus von Technologie profitieren. Es gibt unzählige Beispiele dafür. In Medizin, Wissenschaft und Technik, wird eine gesteigerte Leistungsfähigkeit der Technologie großartige Errungenschaften hervorbringen. Die Stimme eines toten Musikers nochmals zum Leben zu erwecken, und ihn aus sich selber zu generieren, gehört wohl keineswegs dazu. Den Weg zu einer Meisterschaft praktisch abzukürzen, ebensowenig. Die negativen Auswirkungen wären nicht abzusehen. Es ist also selbstverständlich, einen Konnex zu bilden zwischen unserer kulturellen Geschichte und Gegenwart, gerade nach solch einem Konzert.


Für mich ist es absolut befremdlich, wie weit wir uns gesellschaftlich von gewissen normativen und konsensualen Lebenswirklichkeiten entfernt haben. Oder anders ausgedrückt: Es ist für einen emphatischen und intelligenten Menschen schwer vorstellbar, wie bereitwillig kreatives Potential in absolut unkundige Hände ausgelagert wurde. Es gibt mannigfaltige Ursprünge oder Anreize, die einen kreativen Prozess anstoßen, begleiten, fördern und abschließen. Die Quelle dafür ist je nach Lebensumstand in uns oder in unserer sogenannten Umwelt zu finden. Der Prozess, der anthropologisch dahintersteckt, ist höchst komplex und setzt sich aus vielen Teilaspekten auch unserer Persönlichkeit zusammen. Oft geht es überraschend schnell und die Schöpfung erblickt in wenigen Augenblicken das Licht der Welt. Dem gegenüber steht das Sich-Abringen einer Kraft, die unbedingt einen Ausdruck verlangt, ohne diesen jedoch leichtfertig zu ermöglichen. Dazwischen gibt es ein Sammelsurium an Graustufen. Arbeitssame Erschaffer, deren Werkprozess einer stetigen Repetition unterliegt, sowie Kopierer, die so lange eine Kopie ihrer Idee anfertigen, diese mit kleinen Änderungen versehen, ehe sie zufrieden oder ausgelaugt akzeptieren, ein Ende erreicht zu haben. Zauderer, Blender, Dampfplauderer, Überrascher und unendlich viele mehr trifft man, wenn man sich mit dem Schaffensprozess der Menschen beschäftigt. Alle grundlegenden Mittel, die unser Gehirn in diesen Momenten bereitstellt und die uns auch so begeistern, wie zum Beispiel die Fähigkeit, verschiedene Harmonien, die einer Regel unterworfen sind, in einer Vielzahl von Kombinationen gegenüberzustellen, eine Melodie und einen Rhythmus darin zu formen und sich dabei an ein äußerst komplexes Regelwerk zu halten. Die Kombination dieser sehr technischen und mathematischen Bauweise und einer religiös befeuerten Inspiration und Motivation ermöglichte die unglaublich differenzierten Werke Johann Sebastian Bachs. Also ist die sogenannte Persönlichkeit mit all ihren Facetten dafür verantwortlich. Das Verständnis dafür birgt immer noch Rätselhaftes, das man hinter dem Sicht- und Hörbaren vermuten würde. Eine Art Magie, die Rätsel aufgibt und seit vielen Jahrhunderten Musiker und Zuhörer auf der ganzen Welt begeistert. So kann nichts erschaffen, was keine Persönlichkeit hat. Und trotz all dieser sonst so manipulativen Kräfte, die wie Magnetfelder auf uns einwirken und durch ihr eigentliches Unvermögen, jemand zu sein, an unserer Seele zerren, passierte zum Abschluss noch etwas wahrlich Zauberhaftes.


Auf dem Nachhauseweg schlug ich vor, noch beim Mäcci einzukehren. Denn das war nach Konzerten immer schon so Sitte gewesen.  Mein Sohn bat mich, es nicht zu tun, denn er hätte das Gefühl, es würde nach diesem Erlebnis irgendwie nicht passen. Wir entschlossen uns, langsam nach Hause zu gehen und die Stimmung zu genießen. Das war für mich die größte Überraschung und Freude dieses Abends.

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4 Kommentare

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Sonja
04. Feb.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Wunderbar bildlich geschrieben, zum Hineinfühlen. Es ist ein Ros entsprungen beeindruckt mich schon seit meiner Kindheit und erinnert mich an meinen Vater und Pulkau. Danke dafür

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Ronald
04. Feb.
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Danke für die lieben Worte. Ich mag auch wie Musik einen erinnern lässt. Das sind so schöne Momente und Emotionen, die man nicht vergisst.

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Christoph Bach
01. Feb.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Sehr gelungener Text.

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Ronald
01. Feb.
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Lieber Christoph,


danke für deine Zeit, dein Interesse und deinen Kommentar. Ganz liebe Grüße!!

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